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Guntersblum13.09.2016

Die Enge grooven sie cool weg – und genießen die Nähe


Erich Kulling (Drums), Gundolf Bauss (Bass), Rainer Ackermann (Sax) und Bern Kulzer (Piano) spielen

mit Thomas Roscoe Weiland.


Foto: hbz/Michael Bahr

Von Bina Stutz


JAZZKONZERT „Black & Blue“ im Kleinkunstkeller des Museums am Kellerweg


GUNTERSBLUM - Es hat schon einen eigenen Charakter, in den Gewölbekeller hinabzusteigen und mit einem Glas in der

Hand einen jazzigen Abend zu genießen. Die Wonnegauer Jazz-Formation „Black & Blue“ beschert dem Publikum ihre

typische Mischung aus melodiösem Jazz, groovigem Funk mit Soul und Latinanklängen im Kleinkunstkeller des Museums

am Kellerweg.

„Ich find‘ die Atmosphäre immer schön hier. Es gefällt mir jedes Mal. Und ich bin wieder sehr gespannt.“ Die Vorfreude

einer Besucherin wird einmal mehr nicht enttäuscht. Es ist die sechste Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Jazzclub

Rheinhessen, die hochkarätige Jazzmusiker im vollbesetzten „Saal“ präsentiert. „Ein bisschen eng auf der Bühne mit

Instrumenten plus Hightech“, stellen die Musiker fest. Und grooven das cool weg. Beim Publikum nicken die Köpfe und

wippen die Füße. Cool kann auch stehen für Routine der Formation, die sich 2009 als Quartett gegründet hat. Aber spannend

wird’s mit den Soloparts und Improvisationen, wenn sich Erich Kulling (Drums), Gundolf Bauss (Bass), Rainer Ackermann

(Sax) und Bernd Kulzer (Piano) pointiert aus- und einklinken, zurücknehmen und sich beim Mainpart abwechseln. Die

scheinbar willkürlichen Übergänge bezeugen musikalischen Einklang auf hohem Niveau von souligen Rhythmen und

jazzigem Sound.


Thomas Roscoe Weiland bereichert den Abend


Als special guest bereichert Thomas Roscoe Weiland den Abend. Der junge Dozent für Posaune an der „School of Music“

Ludwigshafen ist bei unterschiedlichen Genre-Formationen und Bigbands engagiert und nimmt auch bei „Black & Blue“

gekonnt jeden Ball auf, ob synchron oder solo.

In intimer Atmosphäre sind Musiker und Publikum ganz dicht beieinander: Kammer-, pardon Kellerkonzert mit echtem

Clubcharakter. „Wir Musiker lieben diese Nähe“, sagt Ackermann. Sie wechseln von Jazz-Legenden wie Klaus Doldinger zu

Duke Ellington oder David Sanborn, einem der gefragtesten „Session Players“ der 70er und 80er Jahre. Und wer nicht gleich

weiß, dass „Mercy, Mercy, Mercy“ eine Jazz-Komposition von Joe Zawinul aus dem Jahr 1966 ist, der erfährt das bei den

Ansagen des Szene-Schlagzeugers Erich Kulling. Der bereichert mit seinem Fachwissen kein bisschen oberlehrerhaft und

lobt immer wieder das Publikum.

Mit Spielfreude und einfühlsamer Fantasie hört man einen Jeff Lorber neu oder auch „Lotus Blossom“ (Duke Ellington)

blumig und sehnsuchtsvoll. „Mit dem fünften Mann dauern die Nummern länger“, stellt Kulling mit Blick auf Weiland an der

Posaune erstaunt fest. Das allerdings findet ungeteilten Zuspruch bei den Jazzfreunden im Auditorium. Teilweise wird von

den Stühlen aus mitgehottet. Soulful, seelenvoller Jazz berührt und funktioniert ganz hautnah.

Ob sich das Erlebnis dieser atmosphärischen Dichte über Handyknipserei und ganze Mitschnitte tatsächlich konservieren

lässt, ist zumindest anzuzweifeln. Nervend sind die dazu gereckten Arme für Neben- und Hintermänner allemal.

www.blackandblue-jazz.de                 Email: blackandblue-jazz@web.de